September 2021
Ausstellung in der Stadtbibliothek Freiberg
Im Frühjahr 2020 war es 75 Jahre her, dass Deutschland durch die Truppen der Alliierten vom Faschismus befreit wurde. Aus diesem Anlass zeigt der Freiberger Zeitzeugnis e.V. in Kooperation mit der Stadtbibliothek Freiberg eine Ausstellung, die die letzten Kriegsmonate in Freiberg und die Befreiung von nationalsozialistischem Rassenwahn und völkischem Vernichtungskrieg aus der Perspektive jener jüdischen Mädchen und Frauen nachzeichnet, die zur„Zwangsarbeit für den Endsieg“ aus Auschwitz nach Freiberg in ein Außenlager des KZ Flossenbürg verschleppt worden waren.
Die Ausstellung wurde bereits 2020 im der Petrikirche Freiberg gezeigt, konnte damals allerdings auf Grund der Corona-Beschränkungen nur von wenigen Menschen besucht werden. Daher freuen wir uns, dass wir diese Ausstellung nun noch einmal zeigen können.
Die Ausstellung ist vom 6. September bis 27. Oktober 2021 in der Stadtbibliothek im Kornhaus Freiberg zu sehen. Die Stadtbibliothek ist für Besichtigungen dienstags, donnerstags und freitags von 10 Uhr bis 18 Uhr sowie samstags von 10 Uhr bis 13 Uhr geöffnet.
Mai 2021
Neue Ausstellung
Die Ausstellung im Festjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« zeigt vom 18. Juni bis zum 14. Juli in der Nikolaikirche Freiberg die vielfältigen, dennoch kaum bekannten Facetten jüdischen Lebens in Freiberg vom 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart und macht die Leistungen jüdischer Menschen für die Entwicklung dieser für die wettinisch-sächsische Geschichte bedeutsamen Stadt sichtbar. Erstmalig wird die jüdische Geschichte Freibergs erzählt: von der mittelalterlichen Ansiedlung und Vertreibung, vom wirtschaftlichen und soziokulturellem Mitwirken am Aufblühen der Stadt, aber auch über die Jahrhunderte anhaltende Verfolgung sowie von der aktuellen Erinnerungskultur.
Ausstellungseröffnung: Freitag, 18. Juni 2021, 19 Uhr
Die Ausstellung ist vom 18. Juni bis 30. September 2021 in der Nikolaikirche Freiberg zu sehen sein. Die Nikolaikirche ist für Besichtigungen donnerstags bis sonntags von 11 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.
27. Januar 2021
Internationaler Holocaust-Gedenktag
Am 27. Januar wird weltweit der Opfer des Holocaust gedacht. Auch in und um Freiberg gab es zahlreiche Menschen, die vom NS-Regime verfolgt, ausgebeutet und ermordet worden sind. Wir erinnern an sie. Hierzu gehören die rund 1000 jüdischen Frauen, die im Freiberger KZ-Außenlager erniedrigt wurden, die Juden der Stadt, deren Existenzgrundlage aus im Rassismus begründeten Hass entzogen wurde, sowie alle Andersdenkenden, die durch das NS-Regime ausgegrenzt, vertrieben und getötet worden sind. Der 27. Januar ist ein Tag der Mahnung, aber auch der Hoffnung, dass solche Schrecken nie wieder Platz finden werden in einer demokratischen Gesellschaft voller Toleranz, Mitgefühl und einem respektvollen Miteinander.
November 2020
In Gedenken an unseren Ehrenvorsitzenden
Unser Verein trauert um seinen Ehrenvorsitzenden Dr. Michael Düsing.
Am 21. November ist unser Ehrenvorsitzender, guter Freund, unerschöpflicher Wissensträger und treibende Kraft im Verein, Dr. Michael Düsing, im Alter von 73 Jahren verstorben. Er hinterlässt eine
Lücke, die nicht zu schließen ist.
Viele Jahrzehnte forschte Michael an der Geschichte des jüdischen Lebens in Freiberg. Besonders die schrecklichen Ereignisse während der Zeit des Nationalsozialismus und das Leid der gefangenen
jüdischen Frauen des KZ-Außenlagers Flossenbürg in Freiberg ließen ihn nicht los. In seinem umfangreichen Netzwerk hielt er Kontakt zu Überlebenden und deren Kindern weltweit. Besonders wichtig
war ihm dabei, die Erinnerung an die Freiberger Juden und die Opfer des Holocaust wachzuhalten. Sein Credo war und ist auch das Leitbild unseres Vereins: "Zukunft bedarf der Herkunft
und der Erinnerung".
Schon als Leiter des CJD Freiberg und später im Rahmen der „Geschichtswerkstatt Freiberg" vermittelte er in verschiedenen Trägerschaften unzähligen jungen Menschen regionale Geschichte, oftmals auch durch gemeinsame aktive Aufarbeitung. Ob die Gedenktafeln am Gebäude des Landratsamtes, die Gedenkwand im Foyer des Berufsschulzentrums „Julius Weisbach“, die Gedenktafel im AWG (ehemals Schockenkaufhaus) oder die zahlreichen Freiberger Stolpersteine – Michael war der Initiator.
Er verstand es, Menschen für Geschichte zu begeistern und zum Nachdenken anzuregen. Er erforschte die Namen und Gesichter der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus und versuchte unermüdlich,
Ihnen Ihre Würde wiederzugeben.
Für seine umfassenden Arbeiten wurde Michael mehrfach ausgezeichnet.
2003 erhielt er den Andreas-Möller-Geschichtspreis der Stiftung für Kunst und Kultur der Kreissparkasse Freiberg und des Freiberger Altertumsvereins.
2010 wurde Michael mit einer Ehrenurkunde des Sächsischen Landespreises für Heimatforschung geehrt und 2014 mit dem 1. Preis.
2014 ehrte die Stadt Freiberg Michael für seine Arbeit mit dem Bürgerpreis der Stadt. Die Laudatio hielt Oberbürgermeister Erwin Schramm. „Erinnern ist der Schlüssel zum Verständnis der Gegenwart“, sagte er am Ende seiner Rede. Michael kämpfte unermüdlich und oftmals auch gegen Widerstände für Aufrichtigkeit und eine würdevolle Erinnerungskultur der Stadt Freiberg.
Mit dem Kunstprojekt „We are still here“ 2015 wurde die Grundlage für den heutigen Freiberger Zeitzeugnis e.V. gelegt. Spätestens bei dieser internationalen Ausstellung, den dazugehörigen
Konzerten und Veranstaltungen wurde klar, welchen großen Beitrag Michael für Freiberg geleistet hatte; für Völkerverständigung und tiefe Freundschaften zu den Menschen, in deren Schuld die
Bergstadt stand. Michael wusste Menschen zusammenzubringen. Die Vereinsgründung 2017 sollte sein Lebenswerk in eine Form gießen, die es erhält und auch fortführen kann. Folgerichtig
wurde er 2018 Ehrenvorsitzender des Vereins. Michael war trotz gesundheitlicher Probleme bis zuletzt treibende Kraft und Inhaltgeber. Er verwendete seine Energie darauf, sein Wissen und seine
Begeisterung für diese jüngste Geschichte weiterzugeben, besonders der jungen Generation. Es war ihm wichtig, zu zeigen, dass es nicht nur einzelne "Täter" gab, sondern dass ein Großteil der
Bevölkerung beteiligt war, auch indem viele Bürger "nichts" taten. Er wollte die Verantwortung, die er selbst trug, auf breitere Schultern verteilen. „Mehr Verein und weniger Düsing“ war dann
sein Anspruch. Und dennoch stehen wir im Hinblick auf seinen Wissensschatz fassungslos vor unserer künftigen Aufgabe.
Michael war insbesondere auch Freund. Mit ihm konnte man alle Facetten einer Freundschaft erleben. Er war Ratgeber, Vorbild und Kumpel. Wenn wir uns uneins waren, dann schlief er Nächte nicht,
denn sein Wesen war voller Liebe für die Sache und die Menschen, die sie mit ihm verwirklichten. Er war herzlich, authentisch und uneingeschränkt aufrichtig in seiner Haltung.
Für das kommende Jahr, das unter der großen Überschrift „Schalom 2021“ steht, sammelte Michael noch einmal seine ganze Kraft. Er wollte ein letztes großes Projekt umsetzen, ein Jahresprojekt mit vielen Aktivitäten und Veranstaltungen im Rahmen des bundesweiten Festjahres "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland". Dafür knüpfte er neue Kontakte, organisierte, brachte Ideen ein, bereitete eine Ausstellung vor und war voller Begeisterung in seinem Element. Es war ihm das Wichtigste, dass alles organisiert ist und dass es auch ohne ihn nach seinen Vorstellungen ablaufen kann, ohne anderen dafür die Verantwortung aufzubürden.
Lieber Michael,
wir versprechen Dir, wir nehmen die Herausforderung an. Dass nun alles so schnell ging, trifft uns sehr, auch dass wir uns nicht noch einmal sehen und persönlich voneinander verabschieden konnten. Wen können wir jetzt fragen? Wir vermissen Dich. Du bleibst bei uns, egal wo Du nun bist.
November 2020
Ideenwettbewerb des Bundeswirtschaftsministeriums
Beim Ideenwettbewerb "machen2020!", einer Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums in den neuen Bundesländern, hat unser Verein den 4. Platz belegt und war einer der fünf Hauptpreisträger. Ausgezeichnet wurden wir für unser gesellschaftliches Engagement, Vielfalt und Miteinander durch Regionalgeschichte zu stärken. Ausschlaggebend für die Prämierung war unter anderem ein Projekt, das wir gemeinsam mit dem Mittelsächsischen Theater und dem Förderschulzentrum "Clemens Winkler" Brand-Erbisdorf umgesetzt haben. Hierbei haben Kinder und Jugendliche Teile der Kinderoper Brundibar selbst szenisch und musikalisch umgesetzt und viel über Theater und die historischen Hintergründe des Stücks, zu der auch der Holocaust gehört, erfahren.
Wir gratulieren auch dem Bündnis "Freiberg für alle", die ebenfalls bei "machen2020!" ausgezeichnet worden sind.
Das Bundesministerium hat jedem Preisträger eine Fotopräsentation gewidmet.
November 2020
Zum 75. Jahrestag des Ende des Zweiten Weltkrieges
Vor 75 Jahren fand der Zweite Weltkrieg ein Ende und Deutschland wurde von der Diktatur der Nationalsozialisten befreit. Aus Anlass
dieses Jahrestages zeigen wir in einer Ausstellung unter der Schirmherrschaft von Landrat Matthias Damm, wie jüdische Mädchen und Frauen des KZ-Außenlagers Freiberg Kriegsende und Befreiung
erlebt haben und was zu dieser Zeit in Freiberg geschah. Mit Fotos und persönlichen Erinnerungen präsentiert die Ausstellung Einblicke in große Ereignisse und persönliche
Einzelschicksale.
Die Ausstellung in der Petrikirche Freiberg kann vom 07.11.2020 bis 27.01.2021 individuell zu den Öffnungszeiten der Petrikirche besichtigt werden, jedoch erst nach entsprechender Lockerung der Corona-Auflagen. Eintritt frei.
Zudem kann die Ausstellung virtuell eingesehen werden.
Oktober 2019
Neue Veröffentlichung
Seit ihrer Gründung 1824 als Erziehungsanstalt für Kinder und Jugendliche dienend, wurde die Landesanstalt Bräunsdorf ab Herbst 1933
zur „Korrektionsanstalt“, in der die Nationalsozialisten zu „Asozialen“ deklassierte Jugendliche und Erwachsene internierten. Neben drohenden Zwangssterilisationen für besonders „asoziale
Elemente“ gehörte nun Zwangsarbeit zum Anstaltsalltag. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs und der Verlegung von Psychiatriepatienten nach Bräunsdorf wurde die Landesanstalt mehr und mehr zum
Wirkungsort nationalsozialistischer „Rassenhygiene“.
Erstmals enthüllt der Autor die bisher nahezu vollständig verdrängte und verschwiegene Einbindung der Landesanstalt Bräunsdorf in die Euthanasieverbrechen der Nationalsozialisten.
Das Buch ist für 7,99€ in allen Buchhandlungen und online unter der ISBN 978-3-7497-5886-9 erhältlich. Wir empfehlen den Kauf bei einem örtlichen Buchhändler Ihres Vertrauens.
November 2018
Zum Internationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar
Anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktages am 27. Januar haben wir unter dem Titel "Kunst gegen das Vergessen" in der Rösterei Momo in Freiberg eine Ausstellung von Werken der US-amerikanischen Künstlerin Jana Zimmer. In ihren Monotypien und Collagen verarbeitet die Künstlerin die Geschichte ihrer Familie, die eng mit dem Holocaust verbunden ist: ihre Mutter kam als jüdische Zwangsarbeiterin von KZ Auschwitz in das KZ-Außenlager in Freiberg und überlebte, ihre Halbschwester wurde in Ausschwitz ermordet. Zur Vernissage hat unser Vereinsmitglied Michael Düsing eine Einführung zu den Werken und der Familiengeschichte Jana Zimmers gegeben. Landrat Matthias Damm hat seinerseits die Bedeutung einer angemessenen Erinnerungskultur und die Bedeutung von Menschen- und Bürgerrechten vor dem Hintergrund einer starken Demokratie betont.
Ergänzend zur Ausstellung ist eine Begleitbroschüre mit Texten von Jana Zimmer über ihre Kunst und ihr Familiengeschichte sowie mit den Erinnerungen ihrer Mutter über ihr Schicksal im Holocaust und ihre Zeit in Freiberg erschienen. Die Broschüre zur Ausstellung ist als Download im Beitrag sowie kostenlos als gedrucktes Exemplar bei uns erhältlich.
November 2018
Zum 80. Jahrestag der Novemberpogrome
1938: die "Zeit des herrlichen Aufstiegs unseres Deutschen Reiches unter unserem Führer Adolf Hitler", dessen "unvergleichliches Rettungswerk...auch Freiberg Rettung und Erlösung" brachte (O-Ton des Freiberger Oberbürgermeisters W. Hartenstein auf das Jahr 1938...)
Für diejenigen, "die keine Deutschen sind, die kein Gefühl haben für den Geist, der ein Volk ausmacht, die kein Vaterland kennen" (ebenfalls O-Ton OB Hartenstein - allerdings schon 1933), brachte das Jahr 1938 bis zum Oktober allein mindestens 3 judenfeindliche Verordnungen und Erlasse pro Monat, die jene, die zu volksfremden und parasitären "Rassejuden" erklärt worden waren, endgültig in den sozialen und wirtschaftlichen Ruin trieben - auch in Freiberg.
Beispiele, was genau in Freiberg in dieser Zeit geschehen ist, sind im Beitrag sowie im Buch "Die Kristallmacht hat alles geändert" nachzulesen.
Oktober 2018
Neue Veröffentlichung
Vor 80 Jahren wurde mit den Ereignissen um die sogenannte Reichskristallnacht auch in Freiberg die Lebensbasis für alle Einwohner, die nicht in das völkische und von Rassenwahn geprägte Hass-Bild der Nazis passten, endgültig zerstört – nicht zuletzt auch durch das aktive Handeln der leitenden NS-Kommunalpolitiker in dieser Stadt. Nach umfangreicher Recherche stellt das Buch "Die Kristallnacht hat alles geändert" von unserem Vereinsmitglied Dr. Michael Düsing zahlreiche sehr persönliche Schicksale vor.
Das Buch ist in allen Freiberger Buchhandlungen erhältlich.
Juni 2018
Neue Veröffentlichung
Dr. Werner Hartenstein (1879 – 1947) war von 1924 bis 1945 Oberbürgermeister der Stadt Freiberg. Sein Einsatz für die kampflose Übergabe der Stadt am 7. Mai 1945 an die heranrückende Rote Armee ist unvergessen. Über seinen anerkannten Beitrag zur Bewahrung der Stadt Freiberg vor sinnloser Zerstörung in den allerletzten Kriegstagen hinaus, gibt es jedoch bis heute sehr unterschiedliche Auffassungen über seine Rolle und Wirkung als Stadtoberhaupt in den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft zwischen 1933 und 1945. Besonders unter jenen, die das Bild Hartensteins als eines „harmlosen Mitläufers“ zeichnen, der nur „ angesichts gesellschaftlicher Zwänge“ in die NSDAP eingetreten sei und im Übrigen sogar „ insgeheim das nationalsozialistische Regime zutiefst verachte“ habe, flammen immer wieder Forderungen nach weitergehenden Ehrungen Dr. Werner Hartensteins auf. War Hartenstein also tatsächlich nur der seiner Stadt verpflichtete Oberbürgermeister, der NSDAP-Mitglied wurde, um seiner Stadt weiter dienen zu können? Unser Verein hat sich wegen der nach wie vor schwelenden Diskussion um die Person und Wirkung Hartensteins, die immer auch Teil der weiter unabgeschlossenen Debatte um die NS-Zeit in Freiberg und die in ihr verantwortlich agierenden Personen ist, zum Nachdruck des Aufsatzes „Denkbar beste Zusammenarbeit“ – Wie ein Oberbürgermeister und seine Verwaltungselite „ kritische Zeiten meisterte“ aus den „Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins“, Heft 109/110 (2016), S. 311-392 , entschlossen.
März 2018
Neue Veröffentlichung
Dr. Werner Hofmann war von 1906 bis 1930 Betriebsdirektor der Porzellanfabrik Freiberg. Das Gebäude beherbergt heutzutage das Landratsamt Mittelsachsen. 1939 fiel Dr. Werner Hofmann nach jahrelanger Verfolgung dem NS-Regime zum Opfer, 2018 wurde das Landratsamtsgebäude in Gedenken zum "Werner-Hofmann-Haus" umbenannt.
Dr. Michael Düsing hat die Namenweihe mit einem Vortrag rund um das Leben und Wirken von Werner Hofmann begleitet. Nachzulesen ist dieser in der Info-Depesche 1/2018 unseres Vereins.